Flocke in Oberhof
19.02.2023
Der bisherige Stadionsprecher Marco Rühl
Fotoquelle: Christian Heilwagen

Die Stimme des Oberhofer Biathlons: Sprecher Marco Rühl übergibt Mikrofon an Niclas Fuchs

Seine Stimme kennt jeder Biathlon-Fan: 20 Jahren lang kommentierte Marco Rühl die Wettkämpfe in der ARENA am Rennsteig. Nach dem Massenstart der Frauen der BMW IBU Weltmeisterschaften Biathlon 2023 hat der Hesse das Mikrofon an seinen Nachfolger Niclas Fuchs übergeben.

Zur Biathlon-WM 2004 hat er seinen Kommentatoren-Job begonnen, nach den BMW IBU Weltmeisterschaften 2023 in Oberhof gibt er das Mikrofon ab: Zwei Jahrzehnte hat Marco Rühl den Biathlon-Rennen in der Rennsteigstadt seine Stimme geliehen – und die Fans begeistert. Als Stadionsprecher kommentiert der Hesse, der mittlerweile in der Schweiz lebt, die Wettkämpfe. Als zweites Auge für die Fans berichtet er über das Geschehen während der Rennen und interviewt die Sportler im Anschluss.

Bei den Titelkämpfen 2004 wurde er ins kalte Wasser geworfen, auch weil sie sein Vorgänger Heinz Stieler als Abschluss wählte und ihn anlernte. Als begeisterter Biathlon-Fan und mit einer breiten Palette an Sprachkenntnissen – Marco Rühl spricht unter anderem Englisch, Französisch, Italienisch und Norwegisch – war er genau der richtige für den Job. Ein Pfund, das im Übrigen auch andere Biathlon- Orte wie Nove Mesto und Ridnaun schätzen.

Bewegende Momente

Sein bewegendster Moment in Oberhof sei die Herren-Staffel bei der WM 2004 gewesen. „Der damalige Bundestrainer Frank Ullrich stellte Frank Luck auf die Startposition. Es herrschte totale Stille, als dieser zum Schießen in das mit tausenden Zuschauern gefüllte Stadion kam. Die Explosion des Publikumjubels sorgt bei mir noch heute für Gänsehaut“, sagt er. Auch an die tränenreiche Olympia-Absage von Miriam Neureuther (damals noch Gössner) im Jahr 2014 nach ihrem Fahrradunfall erinnert er sich noch ganz genau: „Diesen Moment habe ich zwar nicht kommentiert, aber als Stadionsprecher bin ich oft hautnah dabei, wenn etwas im oder außerhalb des Stadions passiert.“

In den vergangenen Jahren habe es hier und da auch kleine Pannen gegeben. Marco Rühl fallen Mikrofonausfälle ein, Kommentare in andere Sprachen oder das Übersehen eines Athleten mit einer hohen Startnummer, der schließlich als erster über die Ziellinie lief. „Die Laune konnte mir das aber nicht verderben. Das passiert nun mal“, betont er.

Verbesserte Technik

Während er 2004 noch auf einer provisorischen, aus Holzbohlen gezimmerten, Empore mitten in den Zuschauern stand, darf er heute eine moderne und vor allem wettergeschützte Kabine sein Kommentatoren-Zuhause nennen. Auch die Technik hat sich deutlich verbessert: Heute bekommt er alle Daten, die er für das Kommentieren braucht, in Echtzeit geliefert. So hat Rühl immer alles im Blick.

Für sein letztes Rennen am Mikrofon, den Massenstart der Frauen, hatte er sich im Vergleich zu den Rennen der vergangenen 20 Jahren nicht Besonderes vorgenommen. „Ich will meinen Job immer so gut wie möglich machen und den Zuschauern ein gutes Gefühl geben“, sagt der Mann, der das Mikrofon an seinen Nachfolger Niclas Fuchs aus Brotterode übergibt. Ein endgültiger Abschied aus Oberhof ist das aber nicht: Rühl könne sich vorstellen, in den Jahren nach der WM als Kampfrichter dabei zu sein oder in anderen Bereichen zu helfen. Dann würde er in den Genuss kommen, sich die Rennen kommentieren zu lassen.

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