Oberhof - Während das Feld der 30 Starterinnen in der ersten Runden noch relativ kompakt zusammen blieb und die Top 20 innerhalb von knapp 16 Sekunden aus dem Schießstand durch die Zeitnahme liefen, entzerrte es sich in den folgenden Runden immer weiter. In Führung ging zunächst Staffel-Bronzemedaillen-Gewinnerin Linn Persson aus Schweden, die auch nach dem zweiten Schießen noch als Erste auf die Strecke ging. Anais Chevalier-Bouchet aus Frankreich folgte ihr mit nur gut zwei Sekunden und gemeinsam mit Lisa Theresa Hauser aus Österreich bildeten sie ein vielversprechendes Führungstrio. Hanna Oeberg lag dort mit zwei Strafrunden noch auf Rang 13 und hatte knapp 31 Sekunden Rückstand auf die Goldposition – scheinbar abgeschlagen. Doch eben nur scheinbar.
Starke Nerven machen sich bezahlt
Das tadellose Stehendschießen im dritten Anschlag brachte Oeberg auf Medaillenkurs. Im vierten und letzten Schießen hieß es nun: Nerven bewahren. Es kam zum erwarteten Showdown zwischen den Französinnen Julia Simon, Anais Chevalier-Bouchet, Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen und Hanna Oeberg. Die führenden Französinnen hielten dem Druck nicht stand und mussten jeweils in die Strafrunde. Die Medaillen-Tür für die beiden Skandinavierinnen war geöffnet. An erster Stelle ging Hanna Oeberg auf die letzte Runde. Dicht auf den Fersen waren ihr Julia Simon mit nur 4,4 Sekunden Rückstand und Ingrid Landmark Tandrevold mit 5,2 Sekunden. Diese drei kämpften nun um die Medaillenränge.
Die WM hinterließ ihre Spuren und Julia Simon schwanden mit jedem Schritt die Kräfte. Ingrid Landmark Tandrevold machte Meter um Meter und überholte schließlich die Französin. An der Henkelschleife zeigte sich, dass Simon endgültig nicht mehr folgen konnte. Auch für die führende Hanna Oeberg war Gold noch nicht sicher, da ihre norwegische Konkurrentin sich mit purer Kraft immer näher heranarbeitete. Angetrieben von den schwedischen Trainern und Betreuern holte Oeberg nochmal alle Kraftreserven aus sich raus und erreichte glücklich strahlend die Ziellinie als Goldmedaillengewinnerin. „Für mich ist es ganz besonders. Ich habe gemerkt, was mir fast 1,5 Jahre gefehlt hat und das tut wirklich gut. Dadurch habe ich es geschafft, die WM richtig zu genießen“, sagte Hanna Oeberg gerührt zu ihrer Leistung. Auch Ingrid Landmark Tandrevold freute sich über die Silbermedaille mit nur 4,8 Sekunden Rückstand. Auf Rang drei lief Julia Simon.
Weniger erfolgreich verlief das Rennen für die deutsche Mannschaft. Beste DSV-Starterin wurde Hanna Kebinger als Zwölfte. Medaillenhoffnung Denise Herrmann-Wick wurde mit fünf Strafrunden am Ende 24, hinter Vanessa Voigt auf Rang 23 (3 Strafrunden). Sophia Schneider konnte mit 5 Strafrunden nur auf Platz 27 laufen.