Philipp, am 29. November startet der Biathlon-Weltcup im finnischen Kontiolahti. Wie blickst du auf den bevorstehenden Saisonstart?
Ich bin guter Dinge und freue mich auf den Winter. Ich konnten meinen Plan, den ich im Frühjahr geschmiedet habe, gut umsetzen. Ich hatte keine Ausfälle und habe gemerkt, dass ich die Reize, die ich setzen wollte und will, wirken. Das Gefühl stimmt.
Seit April verstärkt Uros Velepec das Team um Mark Kirchner als Cheftrainer Herren. Konnte er neue Impulse setzen?
Ich habe das Gefühl, dass wir im Sommer nochmal konzentrierter gearbeitet haben als in den Vorjahren und dass er frischen Wind reingebracht hat. Das Training an sich ist zwar nicht entscheidend anders, die Herangehensweise aber schon. Zum Beispiel muss die Einstellung zum Schießen stimmen. Und die hat er uns noch einmal auf eine neue Art vermittelt.
Bei der Sommer-Biathlon-WM in Ruhpolding haben Sie sich zum Weltmeister im Super-Sprint gekürt, bei den Deutschen Meisterschaften in Oberhof folgten zwei weitere Goldmedaillen. Wie wichtig sind dir diese Erfolge im Sommer?
Die Titel waren ein erster kleiner Fingerzeig für den Winter und haben mich vor allem motiviert. Sie haben mich in meinem Plan bestätigt und mir gezeigt, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich weiß die Erfolge aber auch gut einzuschätzen. Wir kennen genug Athleten, bei denen der Sommer sehr gut lief und im Winter gar nichts ging. Deswegen bin ich erst einmal ganz entspannt und warte ab, was die Saison bringt.
Benedikt Doll, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Roman Rees sind zum Saisonstart gesetzt. Der Cheftrainer Herren, Mark Kirchner, kann noch zwei weitere Startplätze vergeben.
Es ist mein erstes Ziel, mich für die Mannschaft zu qualifizieren. Nach dem Rücktritt von Arnd, Erik und Simon sehe ich mich in der Lage, Verantwortung zu übernehmen, auch in Staffeln. Bei der Schneevorbereitung in Vuokatti in Finnland sind zwei Testrennen geplant, die darüber entscheiden werden, wer die zwei letzten Weltcup-Plätze bekommen wird. Erst danach kann ich nach vorne blicken und mir neue Ziele stecken.
Wenn wir nach vorne blicken, sehen wir die WM in Oberhof als Saisonhöhepunkt.
Die WM ist mein großes Ziel in dieser Saison. Die Chance, eine WM zu Hause zu laufen, kommt nur einmal im Leben. Ich fühle mich in der Lage, mich dafür anzubieten, aber der Gedanke an die WM macht mir keinen Riesendruck für die Qualifikation zu Saisonbeginn. Selbst wenn ich zunächst im IBU-Cup starten und gute Leistungen zeigen würde, weiß ich, dass ich Weltcup-Einsätze bekommen würde. Es geht jetzt darum, in Form zu kommen und konstant gute Leistungen zu bringen. Dann komme ich dahin, wo ich gerne sein möchte. In meinem Fall ist das ein Startplatz bei der Weltmeisterschaft.
Birxsteig, Kulle-Kurve oder Sägespänerunde: Oberhof ist berühmt-berüchtigt für seine Strecke. Haben Sie einen liebsten Abschnitt?
Eigentlich ist der Schießstand mein liebster Abschnitt. Es ist richtig geil, wenn man – gerade als deutscher Athlet – in dieses Stadion hinein und sehr lange am Publikum entlang läuft. Man spürt, wie die Anspannung steigt, muss aber trotzdem bei sich bleiben und die Konzentration bewahren. Im Heim-Stadion am Schießstand zu stehen und bei jedem Treffer einen Riesenjubel zu hören, ist etwas ganz Besonderes.
Spüren Sie die WM-Vorfreude in Oberhof und der Region?
Auf jeden Fall. Nicht nur in den vergangenen Wochen, sondern mindestens schon das ganze Jahr. Die Deutschen Meisterschaften waren eine kleine Generalprobe für die WM, bei der die Infrastruktur getestet wurde. Und nach dem Abschluss der Umbauarbeiten startet der Aufbau so langsam, während auch im Hintergrund viel organisiert wird. Also: Die Aufregung ist da und spürbar. Ich werde oft darauf angesprochen, versuche aber, bei mir zu bleiben und mich auf meine Leistung zu konzentrieren.
Interview: Susann Eberlein
Fotoquelle: Kevin Voigt